Die Jacke der Helden

Wer in der kühleren Jahreszeit stilvoll unterwegs sein will, zieht sich einen Caban über. Wie es sich für einen modischen Klassiker gehört, gibt es ihn heute in vielen Formen und Längen. Und trotz seines militärisch-formalen Ursprungs war er in seiner Geschichte auch immer Uniform von Rebellen und Unangepassten.
Der Doppelreiher ist ein moderner Klassiker: praktisch, zu allem kombi- nierbar und wohl deshalb unbeirrbar auf Kurs in allen modischen Strömungen. Leinwandhelden wie Steve McQueen und Robert Redford tragen ihn so gern wie singende Enfants terribles à la Gainsbourg oder wie Frontman Liam Gallagher von Oasis. Selbst der stilbewusste Commander Bond geht auf Nummer Sicher und tritt seinem Boss M in der eleganten Ausführung des Marinemantels unter die strengen Augen.
Ebenso typisch für eine Legende: es ranken sich um den Caban viele verschiedene Versionen seiner Entstehung. Niederländer, Franzosen, Engländer – wer hat’s erfunden? Mit Sicherheit waren es Seefahrer, von welcher Nation auch immer. Fischer in der Bretagne trugen die Jacken ursprünglich im natürlichem Weiss der Wolle. Bei ihnen heisst er „Kap Gwenn“, was soviel wie „weisser Stoff “ bedeutet. Der geläufige französische Ausdruck „Caban“ hat direkt mit der vielgereisten Vergangenheit zu tun.
Caban soll vom sizilianischen „cabbanu“ abstammen, das wiederum arabische Wurzeln hat. Denn die Urform sollen Wüsten-Beduinen erfunden haben. Sie trugen einen umhangartigen Baumwoll- mantel, der wesentlich leichter war als bisherige Mäntel. Deshalb nannte man dieses leichtere Kleidungsstück „Gaba“, was so viel wie „fehlend, abwesend sein“ bedeutet. Von Piraten nach Europa gebracht, wurde der Gaba ab dem 15. Jh. von europäischen Fischern und Matrosen adaptiert.
Auf holländischen Ursprung könnte die angelsächsische Bezeichnung „Pea Coat“ (oder Jacket, je nach Länge) hin. “Pijjek- ker” benennt der Niederländer eine grobe Wollart. Englisch ausgesprochen tönt der Wollname nach der heutigen Bezeichnung. Vielleicht war es auch noch infacher und die coolen “Pilots” (Lotsen) trugen diese Jacken, wenn sie Schiffe aus verzwickten Situationen in den sicheren Hafen manövrierten. Der P(ilot)-Coat war also das passende Outfit dieser Helden des Seefahrer-Alltags.

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