La Marinière, the Breton Shirt

In den Achtzigern besangen Bananarama den Streifen-Look mit “New Waves and New Stripes”, aber schon viel früher war es Modeikone Coco Chanel, die dem Bretonen-Shirt zu weltweitem und berechtigtem Glamour verhalf.

Ob im Kleiderschrank oder auf dem Laufsteg, ein Streifenshirt gehört einfach dazu, verführte es doch viele Designer, es immer wieder in ihre Kollektionen einfliessen zu lassen. Und für uns Normalsterbliche ist es ein unverzichtbarer Begleiter, sei es auf dem oder am Wasser.

Streifzug durch die Geschichte

Der Anfang

Die Geschichte des gestreiften Bretonen- Shirts, wie wir es heute kennen, geht auf ein Gesetz vom 27. März 1858 zurück, als der Streifenpullover zum Teil der Uniform französischer Seeleute erklärt wurde. Es heisst, das Streifenmuster sei gewählt worden, weil sich damit ein ins Wasser gefallener Seemann besser sichten lasse. Ursprünglich als Marinière oder Matelot bekannt, wurde der erste Entwurf mit 21 Streifen vorgestellt, einen Streifen für jeden von Napoleons Siegen. Seit 1889 wurde das Kleidungsstück von ‘Bretagne, Trikots St. James’ in Wolle und Baumwolle in der Basse-Normandie für Segler gefertigt. Durch die bretonischen Arbeiter Nordfrankreichs wurde es dann populär und war wegen seiner einfachen Tragbarkeit und Zweckmässigkeit beliebt und ganz allgemein zum marinen Arbeits-Kleidungsstück erkoren worden. Im Laufe der letzten 150 Jahre hat sich der Streifenpullover darüber hinaus als Freizeitgarderobe für Hobbykapitäne – egal ob auf Motor- oder Segelschiffen – etabliert und wird in der Regel gerne mit dem klassischen Boots-Ausschnitt getragen.

Der Aufstieg

Coco Chanel war es gewesen, die die »Breton-Streifen« einst zur Mode machte. Bei einem Besuch in der Bretagne in den dreissiger Jahren erspähte sie das Muster bei den Fischern – und liess sich davon zu einem Top inspirieren. Seitdem haben die Querstreifen die Mode nicht mehr verlassen. Die Einführung dieses Kleidungsstück aus der traditionellen Arbeiterklasse in die gehobene Gesellschaftsschicht, war ein Bruch mit der stark geschnürten Belle-Epoque-Mode dieser Zeit. Die Anforderung an mehr Freizeitkleidung, welche die Damenmode damals forderte auf Grund der neuen Popularität der Reiseziele am Meer (wie z. B. Saint Tropez), bewog Madame Chanel dazu, das gestreifte Stück als Hemd mit langen Schlaghosen zu kombinieren.
Das Shirt wurde dann auf der weiblichen Seite populär gemacht durch Trägerinnen wie Marilyn Monroe, Brigitte Bardot und Audrey Hepburn, später Debby Harry, Patty Smith bis hin zu Kate Moss. Bei den Männern waren es Grössen wie James Dean, Pablo Picasso, Andy Warhol und Carry Grant, die den Breton-Look definitiv in der Modewelt verankerten.

Die Karriere

Das führte dazu, dass in den 50er Jahren dieses Design dann auch mit schickem Pariser Stil kombiniert wurde. Und eine Reihe von Modehäusern wie Balmain, Gucci, Givenchy und Jean Paul Gaultier widmeten sich dem Streifen-Thema. Vor allem Gaultier, der sich zu einem Botschafter dieser Blau-weiss-Kunst mauserte. Er forderte sein Presseteam auf, eine Version in seinen Modenschauen zu tragen und übertrug den Breton-Stil dann sogar auf seinen Herrenduft ‘Le Male’, dessen Flacon er im Jahr 1993 in ein bretonisches T-Shirt steckte.
Auch in Hollywood wurde die bretonische Spitze in Filmen getragen. So zum Beispiel von Marlon Brando in ‘The Wild One’ (1953), James Dean trug es in ‘Rebel Without a Cause’ (1955) und im selben Jahr huldigte Kostümbildnerin Edith Head dem Breton-Stil im Film ‘Über den Dächern von Nizza’. 1965 wurde das Breton-Top durch Andy Warhol’s Experimentalfilm ‘Kitchen’ zum Synonym des Warhol-Stils dieses Jahrzehnts, als er seine damalige Muse, Edie Sedgwick, im Streifen-Shirt und in Kombination mit einer schwarzen Ballettstrump ose eben in der Küche filmte.

Die Mode

Früher galt einmal die unumstössliche Moderegel, dass Querstreifen dick machen. Vielleicht waren sie aber deshalb traditionell die Streifen derer, die sich um den Körperumfang eher weniger Gedanken machten oder machen mussten: Seeleute und Häftlinge. Das hat sich jedenfalls geändert. Auch heute noch sind Tops, Shirts und Blazer mit blauen Querstreifen überall zu sehen. Einmal mehr eröffnete Chanel Anfang des Jahres mit Karl Lagerfelds Resort-Kollektion, die ganz im Zeichen des Maritimen stand, den Mode-Reigen. Seither haben alle, ob Céline, Junya, Watanabe, auch Zara und H&M Streifentops im Angebot. Denn: Breton-Streifen sind zur Basis-Ausstattung in fast jedem Kleiderschrank geworden, weil sie sich gut kombinieren lassen und selten völlig unpassend sind. Sie strahlen einen einfachen Chic aus, ohne aufdringlich zu sein. Eine Frau, die Querstreifen trägt, sieht immer ein bisschen nach Jean Seberg, der Schauspielerin, aus, ohne etwas dafür tun zu müssen. Männer, die blau-weisse oder schwarz-weisse Querstreifen tragen, wirken jugendlich – aber nicht kindisch. Was interessanterweise sofort der Fall ist, sobald sie andere Streifenfarben tragen.

Armor Lux

Der Schweizer Walter Hubacher gründete 1938 in Quimper (Bretagne) eine Wäschefabrik unter dem Namen Armor Lux – „armor“ ist in Bretonisch das Wort für Meer, und mit „lux“ kann wohl nur das Licht an der Küste gemeint sein. Die ehemalige Luxuswäsche-Fabrik hat ihr Sortiment nach dem 2. Weltkrieg ganz auf Marinière umgestellt und produziert in drei Fabriken in Quimper einwandfreie Breton-Qualität. Für Touristen gibt es geführte Touren durch die Werkstätten der Bonneterie d’Armor in Kerdroniou und wer möchte, kann dort einkaufen. Alle anderen finden die Marke in gut sortierten Marinefachgeschäften.

Vive la France!

Wo gibt es Was?

Qualitativ hochstehende Produkte bieten Armor Lux und Saint James an – die französischen Modelle sind allgemein etwas länger geschnitten.

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